Text: Siegfried Windisch
Während so gut wie alle Automobilhersteller im letzten Jahr schwer mit Absatzproblemen und Technologieumbrüchen zu kämpfen hatten, hat es die spanische Marke geschafft, in den letzten drei Jahren stetig zu wachsen. Auch die sicherlich fordernden Corona-Monate hat CUPRA relativ gut überstanden.
SUV-Crossover mit PS und Allrad
War CUPRA bislang nur als „scharfe“ Variante diverser SEAT-Modelle bekannt, nützten die Spanier dieses Jahr, um ihr erstes eigenes Modell vorzustellen, den CUPRA Formentor. Ein SUV-Crossover mit neugierig machenden 310 PS Leistung und Allradantrieb. Das musste sich die JO|HANNS-Redaktion natürlich ansehen und machte sich auf nach Weiz, um den neuen Spanier ausgiebig zu testen.
„Petrol-Blau Matt“ ist der Name der spannenden Lackierung des neuen CUPRA Formentor, der uns im Autohaus Harb in Weiz erwartete. Benannt wurde der Crossover, der neue Käuferschichten für die junge spanische Marke erreichen soll, nach der Mallorquinischen Halbinsel Formentor. Die Mallorquiner nennen die Halbinsel auch Treffpunkt der Winde. Passend für einen Allradler, der immerhin mit 310 PS aufwarten kann.
Nimmt man erstmal in den lederbezogenen Sportsitzen Platz, lässt sich die Verwandtschaft zu manchen Konzernbrüdern zwar schnell ausmachen; bei genauerem Hinsehen merkt man jedoch, dass sich die Spanier viel Mühe gegeben haben, ihre eigene DNA im Modell sichtbar und fühlbar zu machen. Die Innenausstattung aus blauem Leder passt gut zu den vielen kupferfarbenen Akzenten im Cockpit, wobei wir sowieso der Meinung sind, dass etwas mehr Mut zur Farbe so manchem Autohersteller gut tun würde.
Design-Details
Überhaupt sind viele Design-Details im bronzefarbenen CUPRA-Hauston gehalten. Das beginnt außen bei den Bremssätteln von Brembo, geht über die Umrahmung der Lüftungsausströmer und endet mit dem bronzenen statt roten Bereich des im digital simulierten Drehzahlmessers.
Das bringt uns natürlich auch gleich zum Thema Infotainment. Ein Bereich, der gerade bei jungen und junggebliebenen Käufern immer mehr an Wichtigkeit gewinnt. Der große Zentralmonitor über dem Mittelsteg fällt auf. Das System verfügt über eine moderne Gestensteuererung, die – mittels einer neuen Menugestaltung – viele Individualisierungen und Einstellungen vornehmen lässt. Die Ansichten sind untereinander kombinierbar, sodass man sich Navigation, Radio, Klimatisierung und viele weitere Ansichten individuell am Bildschirm anordnen und anzeigen lassen kann.
Dasselbe gilt auch für das virtuelle Cockpit, das viele unterschiedliche Informationsanordnungen zulässt. Am besten hat uns gefallen, dass sogar eine ganz reduzierte, nur auf Drehzahlmesser, Gangwahl und Geschwindigkeit begrenzte Auswahl möglich ist. Zu den Fakten: Der Formentor ist 4.45 Meter lang, 1.84 Meter breit und 1.51 Meter hoch. Sein Radstand misst 2.68 Meter.
Auf den ersten Blick wirkt er kleiner, als er in Wirklichkeit ist, sitzt man jedoch einmal auf dem elektrisch verstellbaren Fahrersitz, hat man das Gefühl, in einem viel größeren Fahrzeug zu sitzen. Das vermittelt ein durchaus positives Gefühl der Sicherheit. Sein zwei Liter Vierzylinder Benziner hat 310 PS bzw. 400 Nm Leistung. Das ermöglicht ihm, mit seinem Allradantrieb und dem perfekt agierenden 7-Gang DSG, in unter fünf Sekunden auf Tempo 100 loszusprinten.
Das Ende des Vortriebs ist mit 250 km/h angegeben. Das verbaute 2-Liter Turbo-Aggregat ist ein alter Bekannter aus dem Hause Volkswagen, es findet sich zum Beispiel auch im Tiguan R. Ein kleiner Druck auf den rechten Satellitenknopf am – übrigens wunderschönen, wenn auch etwas funktionsüberladenen Lenkrad – und das Aggregat brummelt unaufgeregt vor sich hin. Zumindest im Normalbetriebmodus.
Der linke Satellitenknopf am Lenkrad dient nämlich zur Umschaltung der programmierten Fahrmodi. Nach zweimaligem Drücken springen alle Systeme in den CUPRA-Modus, und alle Sinne des Wagens werden dadurch quasi extrem scharf gestellt.

Echte Auspuff-Endrohre
Damit verbunden ist auch ein deutlich aggressiverer Motorsound, der aber leider künstlich generiert wird und für unsere Ohren zu sehr aus dem Motorraum, und weniger aus den vier echten! Auspuffendrohren kommt.
Schön zu sehen, dass CUPRA hier nicht, wie sonst oft üblich, Auspuffblenden verbaut und die eigentliche Abgasführung unsichtbar unter das Fahrzeug setzt.
Echte Männer wollen eben richtige Auspuffendrohre sehen, vor allem, wenn zwischen Ihnen, wie im Formentor, ein formschöner Diffusor verbaut ist. Bei unserem Sprint auf die Sommeralm im CUPRA-Modus waren wir jedenfalls froh, dass wir keine Kühe verschreckt haben, und sich keine Wanderer in Sicherheit bringen mussten.
Sicherheit großgeschrieben
Sicherheit ist übrigens ein großes Thema beim Formentor. Er kann mit einer ganzen Reihe an Sicherheits- und Komforttechnologien aufwarten. Dazu gehören beispielsweise die vorausschauende Adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC), Travel Assist sowie Side und Exit Assist und ein Notfallassistent, der die Aktivität des Fahrers auf Wunsch überwacht.
Kommt seitens des Fahrers keine Reaktion, wird das Fahrzeug bis zum vollständigen Stillstand abgebremst und die Warnblinkanlage eingeschaltet. Anschließend wird vom E-Call-System automatisch Hilfe gerufen.
Unser Fazit
In Punkto Fahrleistungen, Agilität, aber auch Komfort kann der Formentor durchaus punkten. Wenn wir einen Wunsch frei hätten, würden wir uns eine Sportabgasanlage statt dem Soundgenerator wünschen. Optisch spielt der Formentor sowieso in einer eigenen Liga, er drückt durch seine Formensprache mehr Coolness und Agilität aus als so mancher Konzernbruder.
Das tut der jungen Marke gut und lässt auf mehr hoffen. Gerüchten zufolge ist auch ein 2,5 Liter 5-Zylinder in konkreter Planung, der nächstes Jahr erscheinen soll, und schon aus dem Audi RS 3 bekannt ist. Das würde um die 400 PS Leistung bedeuten. Dann wird der Wind vom Cap Formentor für viele zum Sturm werden …
